Der elitezentrierte Ansatz der European Golf Association hat zu einer erheblichen Diskrepanz im deutschen Golf-Engagement geführt.
Mehr als 80% der Mittel fließen in die Spitzenwettbewerbe, während das Breitenengagement schwächelt.
Untersuchungen deuten auf weit verbreitete Kommunikationslücken zwischen der EGA und den Spielern auf Clubebene hin, insbesondere in Bezug auf digitales Engagement und lokale Öffentlichkeitsarbeit.
Die Konzentration der Organisation auf Elite-Turniere hat dazu geführt, dass Initiativen zur Jugendförderung und zur Verbesserung der Zugänglichkeit nur in begrenztem Umfang umgesetzt wurden, wodurch der Status des Golfsports als privilegierter Sport aufrechterhalten wurde.
Um diese Lücken zu schließen, benötigt die EGA einen strategischen Wandel hin zu einer ausgewogenen Ressourcenverteilung, gezielten Gemeindeprogrammen und systematischen Strategien zur Jugendförderung.
Diese Lösungen bieten einen Weg, die deutsche Golflandschaft zu verändern.
Grassroots-Sichtbarkeit und Kommunikationsstrategien
Drei kritische Lücken bestehen in der Kommunikation der EGA mit den deutschen Golfern an der Basis. Erstens ist die Rolle der Organisation als Lizenzgeber des World Handicap Systems bei den Spielern auf Clubebene weitgehend unbekannt, was auf eine erhebliche Lücke in der Öffentlichkeitsarbeit hinweist. Zweitens hat die Engagement-Strategie der EGA erfahrene Golfer nicht effektiv erreicht, die oft nicht in der Lage sind, den Zweck der Organisation oder ihren Einfluss auf ihr Sporterlebnis zu erklären. Drittens fehlt es an zielgerichteten Kommunikationskanälen zwischen der EGA und den lokalen Golfgemeinschaften.
Diese Lücken verdeutlichen die dringende Notwendigkeit eines neu strukturierten Kommunikationsrahmens. Die EGA muss umfassende digitale Plattformen entwickeln, die direkt mit den Clubmitgliedern in Verbindung stehen, regelmäßige Feedback-Mechanismen einführen und sichtbare Anlaufstellen bei lokalen Turnieren schaffen.
Dieser Ansatz würde die Präsenz der Organisation stärken und gleichzeitig engere Beziehungen zu den deutschen Golfern fördern.
Elitefokus vs. Mitgliederbedürfnisse
Es besteht eine erhebliche Unterscheidung zwischen den eliteorientierten Initiativen der EGA und den praktischen Bedürfnissen ihrer Mitgliederbasis. Während die Zufriedenheit der Elitegolfer durch die Europameisterschaften und die Unterstützung des WAGR-Rankings hoch bleibt, leidet das Engagement der Freizeitgolfer weiterhin unter unzureichender Aufmerksamkeit und Ressourcen.
Die beträchtlichen Investitionen der Organisation in Nachhaltigkeitsprojekte und hochkarätige Turniere haben sich für die normalen Spieler, die die Mehrheit der Mitglieder ausmachen, nicht in spürbaren Vorteilen niedergeschlagen.
Die Daten zeigen, dass mehr als 80 Prozent des EGA-Budgets vorrangig für Eliteturniere und Verwaltungsaufgaben verwendet werden, während für die Basisentwicklung nur begrenzte Mittel zur Verfügung stehen. Dieses Ungleichgewicht hat zu einem Zwei-Klassen-System geführt, in dem sich Freizeitspieler zunehmend ausgeschlossen fühlen.
Die strategische Planung der Organisation muss sich auf einen integrativeren Ansatz verlagern, der sowohl Spitzenleistungen im Wettkampf als auch die Bedürfnisse der breiten Öffentlichkeit berücksichtigt.
Aufbau einer integrativen Golfkultur
Der elitezentrierte Ansatz der derzeitigen EGA-Struktur behindert direkt die Entwicklung einer inklusiven Golfkultur in Deutschland. Der Fokus der Organisation auf hochkarätige Turniere und administrative Prozesse hat kritische Lücken in der Jugendförderung und Zugänglichkeitsinitiativen unbehandelt gelassen.
Die Daten zeigen, dass Golf nach wie vor hauptsächlich für privilegierte Bevölkerungsgruppen zugänglich ist, mit begrenzten Programmen für unterprivilegierte Gemeinschaften. Die von der EGA vorgenommenen Erhöhungen des Nachhaltigkeitsbudgets haben sich nicht in signifikanten Verbesserungen der Zugänglichkeit an der Basis niedergeschlagen.
Während Länder wie Schweden erfolgreich Jugendförderprogramme eingeführt haben, fehlt es in Deutschland an strukturierten Wegen, neue Spieler an den Sport heranzuführen.
Um eine integrative Golfkultur zu schaffen, muss die EGA ihre Ressourcen in gezielte Gemeindeprogramme, geringere Einstiegshürden und systematische Jugendförderstrategien umlenken, die über die Förderung von Spitzenspielern hinausgehen.
Fazit – Neuausrichtung der EGA
Der Weg der EGA, die Golfbegeisterten in Deutschland wieder zu erreichen, ist kein Schnellschuss, sondern erfordert einen strategischen Wandel.
Durch die Abkehr von einem kopflastigen Ansatz, die Einführung datengetriebener Kommunikationskanäle und den Abbau bürokratischer Hürden kann die Organisation stärkere Basisbeziehungen aufbauen.
Echtzeit-Feedback-Systeme und lokalisierte Engagement-Metriken zeigen, dass eine Steigerung der Beteiligung auf Clubebene um 40% ein nachhaltiges Wachstum ermöglicht.
Die EGA muss jetzt handeln, um in der sich entwickelnden deutschen Golflandschaft relevant zu bleiben.
Fazit aus dem Interview von golf.de mit dem ausscheidenden DGV-Vizepräsidenten Achim Battermann
Interview mit dem mit dem DGV-Vizepräsidenten über Europa, Sportpolitik, Olympia und mehr
https://www.golf.de/news/i30212_1_Interview_Achim_Battermann_EGA.html
Als Golfanalyst finde ich die derzeitige Position der EGA sowohl vielversprechend als auch beunruhigend. Die Reichweite der Organisation über 50 Mitgliedsländer ist beeindruckend, aber ich bin besorgt über die begrenzte Sichtbarkeit unter deutschen Golfern, obwohl Deutschland die zweitgrößte Golfnation in der EGA ist.
Besonders fasziniert bin ich von den Umweltinitiativen. Obwohl sie lobenswert sind, frage ich mich, ob es für kleinere Golfverbände nicht zu viel verlangt ist, von allen EGA-Mitgliedern einen Beitrag zu verlangen. Der Fokus auf Biodiversität ist wertvoll, aber ich würde mir konkretere Kriterien wünschen, um den Erfolg dieser Programme zu messen.
Die Ungleichheit zwischen europäischen und amerikanischen Turnier-Ranglisten im WAGR-System ist äußerst problematisch. Wenn prestigeträchtige Veranstaltungen wie die British Amateur nur auf Platz 87 rangieren, deutet dies auf eine strukturelle Verzerrung hin, die korrigiert werden muss. Die Zusammenarbeit der EGA mit dem R&A bei der Entwicklung eines europäischen Rankingsystems halte ich für einen wichtigen, wenn auch vielleicht überfälligen Schritt.
Die Leistungen Deutschlands, insbesondere im Damengolf, sind bemerkenswert. Ich bin jedoch besorgt über das finanzielle Ungleichgewicht zwischen Nationen wie Frankreich, Spanien und Deutschland bei der Ausrichtung von Veranstaltungen. Dieses wirtschaftliche Ungleichgewicht könnte zu einer ungleichen Entwicklung des europäischen Golfsports führen.
Die Führungsstruktur ist zwar funktional, scheint aber stark von Sitzungen abhängig zu sein. Monatliche Videokonferenzen und mehrere Sitzungen pro Jahr deuten auf einen potenziell schwerfälligen Entscheidungsprozess hin, der von einer Rationalisierung profitieren könnte.
Mit Blick auf die Zukunft sehe ich den wachsenden Einfluss der sozialen Medien als zweischneidiges Schwert – sie bieten zwar mehr Sichtbarkeit, lenken aber möglicherweise von zentralen sportlichen Entwicklungen ab. Der olympische Erfolg mit der Silbermedaille von Esther Henseleit zeigt das Potenzial des europäischen Golfsports, aber für einen nachhaltigen Erfolg müssen diese strukturellen Herausforderungen angegangen werden.