Die Golf Mackenzie-Studie
1920 schrieb Alister MacKenzie seine bahnbrechende Abhandlung über Golfplatzgestaltung, die 13 Prinzipien der Golfplatzgestaltung enthielt. Alle 13 haben den harten Test der Zeit überstanden. Allerdings befassten sich diese Prinzipien nur mit dem Platz selbst – nicht mit der umfassenderen Psychologie des gesamten Golferlebnisses.
Vor 20 Jahren machte sich Sport Psychology Ltd (SPL) daran, diese Prinzipien zu erforschen und die neuesten Erkenntnisse der Neurowissenschaften auf diese Prinzipien und das gesamte Erlebnis im 21. Jahrhundert anzuwenden.
Nach jahrzehntelanger Forschung freut sich PSYenz (die auf Neurowissenschaften spezialisierte Abteilung von SPL) nun, Prinzip 14 zu veröffentlichen. Prinzip 14 verbindet Mackenzies ursprüngliche 13 Prinzipien mit einer Reihe neuer Konzepte, die auf modernen Neurowissenschaften und den Erkenntnissen globaler Wirtschaftsunternehmen basieren, die diese erfolgreich auf ihre Kundenerfahrung und ihr Angebot angewendet haben.
Ich freue mich, dies mit euch teilen zu können und würde mich über euer Feedback freuen.
Golf MacKenzie Studie 2024 – Prinzip 14 (Zusammenfassung)
Download des PDF’s | MacKenzie Studie 2024 – Prinzip 14 Deutsche Übersetzung
Executive Summary (Einleitung)
Dr. Alister MacKenzies “13 General Principles of Golf Architecture” aus 1920 wurden in dieser Studie erneut auf ihre heutige Relevanz überprüft – mit eindeutigem Ergebnis: Alle 13 Prinzipien gelten nach wie vor als wichtig. Frühere Untersuchungen 2011 und 2021 von Sport Psychology Ltd. (SPL) bestätigten bereits den anhaltenden Wert dieser Design-Grundsätze. In der aktuellen MacKenzie-Studie 2024 mit 748 Teilnehmern (darunter v.a. Freizeitgolfer neben Experten) zeigte sich jedoch ein deutlicher Wandel in den Prioritäten. Zwar wurden alle klassischen Design-Prinzipien weiterhin hoch bewertet, aber das Gesamt-Erlebnis rund ums Golfen rückte viel stärker in den Vordergrund. Mit anderen Worten: Eine großartige Golfrunde allein genügt im modernen Wettbewerb nicht mehr, vielmehr entscheidet die emotionale Gesamterfahrung – auf und abseits des Platzes – über den Erfolg eines Golfangebots. Diese umfassende Erfahrung wird in der Studie als “Prinzip 14” bezeichnet und in 18 Unterprinzipien konkretisiert.
Neben dem Fokus auf das Erlebnis identifizierte die Studie insbesondere bei jüngeren Golfern eine neue Erwartungshaltung in Sachen Fairness und Inklusivität. Generation Z (geboren 1997–2012) hebt sich deutlich von älteren Semestern ab: Unfair erscheinende Aspekte des Spiels werden von ihnen nicht mehr einfach hingenommen. Für die Zukunft des Golfsports bedeutet dies, dass Althergebrachtes überdacht und an die Werte junger Menschen angepasst werden muss, um diese als Spieler zu gewinnen und zu binden. Insgesamt machen die Ergebnisse klar, dass Golfclubs und -verbände das gesamte Golferlebnis – von der ersten Berührung bis lange nach der Runde – bewusst gestalten müssen. Nur so können sie nachhaltige positive Emotionen bei Spielern erzeugen, die weit über den Tag hinaus in Erinnerung bleiben.
Hintergrund: PSYenz und SPL
Die Untersuchung wurde von PSYenz, der neurowissenschaftlichen Spezialabteilung von Sport Psychology Ltd. (SPL), durchgeführt. SPL ist eine der ältesten Sportpsychologie-Beratungen weltweit (gegründet 1989, seit 2000 unter heutigem Namen) und verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Betreuung von Spitzenathleten und Sportorganisationen Das Team – unter anderem Mitbegründer der Berufsverbände für Sportpsychologie in Großbritannien – hat bereits mit Formel-1-Teams, Premier-League-Fußballclubs, internationalen Rugby-Mannschaften, Olympioniken und Major-Gewinnern der PGA-Tour zusammengearbeitet. In den letzten 20 Jahren kombiniert PSYenz modernste Methoden aus der Raumfahrt und Hochrisiko-Branchen mit neurowissenschaftlichen Erkenntnissen, um Sportanlagen und -ausrüstung gezielt für optimale Nutzererlebnisse zu entwickeln.
Hauptautor der Studie ist Stephen Smith (AFBPsS, CPsychol, CSci) – ein Sportpsychologe aus Schottland mit nahezu 40 Jahren Berufserfahrung. Er hat Neurowissenschaften in St. Andrews studiert und gehört zu den wenigen Experten weltweit mit Doppel-Qualifikation als Sport- und Wirtschaftspsychologe. Smith war globaler Chefpsychologe des Shell-Konzerns und ist ein Spezialist für die psychologische Gestaltung von Geräten und Umgebungen. Dabei wendet er Techniken an, die ursprünglich von Geheimdiensten und der NASA entwickelt wurden. Seine einzigartige Expertise floss in die MacKenzie-Studie ein, um golfbezogene Erlebnisse aus Sicht der Psychologie und Neurowissenschaft umfassend zu analysieren.
Diskussion – Die Regeln des 21. Jahrhunderts für das Golferlebnis
Moderne Golfanlagen müssen die Erkenntnisse über das menschliche Gehirn nutzen, um ein unvergessliches Erlebnis zu schaffen. Wie viele Gehirne hat ein Golfer? Neurowissenschaftlich betrachtet mehr als eins: Unser Verhalten auf und neben dem Platz wird von verschiedenen Hirnarealen gesteuert – vom urzeitlichen “Reptiliengehirn” über das limbische System (Emotions- und “Säugetiergehirn”) bis zur rationalen Großhirnrinde. Tief verwurzelte Instinkte beeinflussen, ob wir uns an einem Ort sicher und wohl fühlen, lange bevor unser Verstand dies bewusst registriert. Genauso prägen Geschichten und Bedeutungen unser Erinnerungsvermögen nachhaltig. Die 21st Century Rules for the Golf Experience (Regeln für das Golferlebnis im 21. Jahrhundert) übertragen diese Prinzipien auf die Gestaltung von Golfanlagen. Sie basieren auf Beobachtungen aus anderen Branchen und Millionen Jahren Evolution: So wie etwa moderne Tankstellen bewusst so designt sind, dass Kunden sich sicher und entspannt (“Raubtier-Modus”) fühlen und dadurch länger bleiben und mehr kaufen, kann auch ein Golfclub die Umgebung gezielt positiv beeinflussen. Im Folgenden werden die 18 Unterprinzipien des “Prinzips 14” erläutert, die zusammen das ganzheitliche Golferlebnis formen.
Prinzip 14.1: Der psychologische Vertrag
Jeder Golfclub geht – ob bewusst oder unbewusst – mit seinen Gästen einen psychologischen Vertrag ein. Durch Werbung, Internetauftritt, Clubhaus-Ambiente etc. gibt ein Club ein Versprechen ab: “Verbringe Zeit und Geld bei uns und dafür bieten wir Dir folgendes Erlebnis.” Dieses implizite Versprechen bestimmt die Erwartungen und die emotionale Reaktion der Gäste maßgeblich. Prinzip 14.1 fordert, diesen psychologischen Vertrag ernst zu nehmen und zu erfüllen. Ein Golfbetrieb sollte klar vermitteln, wofür er steht, und sicherstellen, dass das tatsächliche Erlebnis dieses Versprechen einhält. Wird den Gästen etwas in Aussicht gestellt – sei es erstklassiger Service, familiäre Atmosphäre oder sportliche Herausforderung – muss dies auch geliefert werden, damit keine unbewusste Enttäuschung entsteht. Stimmen Versprechen und Erlebnis überein, fühlt sich der Golfer bestätigt und baut Vertrauen auf; bricht der Vertrag jedoch, entsteht Unmut, der eine Wiederkehr unwahrscheinlich macht.
Prinzip 14.2: Bleibe deinem authentischen Selbst treu
Viele Golfclubs scheitern bereits am ersten Schritt der Besucherbindung: Sie kennen ihre eigene Identität nicht und versuchen, “alles für alle” zu sein. Prinzip 14.2 betont, wie wichtig Authentizität für ein gelungenes Golferlebnis ist. Erfolgreiche Organisationen analysieren sich ehrlich und wissen genau, was ihre Stärken sind und was nicht. Auf dieser Basis gestalten sie ihr Angebot und wecken keine falschen Erwartungen, die sie später enttäuschen müssten. Ein Beispiel liefert die Automobilbranche: Honda behauptet nicht, so schnell zu sein wie Ferrari, sondern betont zuverlässig und preiswert zu sein – Eigenschaften, die Honda tatsächlich erfüllen kann. Übertragen auf Golf heißt das: Ein Club sollte sein Profil schärfen – sei es ein familiärer Freizeitplatz, ein exklusiver Traditionsclub oder ein sportlicher Turnierkurs – und dies konsequent nach außen kommunizieren. Wer authentisch auftritt, schließt einen “echten” psychologischen Vertrag mit den Spielern, den er auch einhalten kann. Viele Anlagen hingegen präsentieren sich widersprüchlich – heute formal und elitär wie Augusta National, morgen gesellig wie die Bar aus “Cheers”. Solche Clubs erzeugen beim Gast eine unerfüllbare Erwartungshaltung und somit zwangsläufig Enttäuschung. Prinzip 14.2 rät deshalb: Kenne Deine Identität und stehe dazu. Ein authentisches Selbstbild, das ehrlich nach außen getragen wird, zieht genau die Zielgruppe an, die dazu passt, und erhöht die Zufriedenheit, weil Versprechen und Realität übereinstimmen.
Prinzip 14.3: Das Erlebnis beginnt schon vor der Ankunft
Die meisten Golfanlagen glauben, das Kundenerlebnis beginne erst, wenn der Spieler die Anlage betritt – oder schlimmer noch erst am ersten Abschlag. In Wahrheit hat der moderne vernetzte Kunde schon lange vor der Ankunft Berührungspunkte mit dem Club. Prinzip 14.3 unterstreicht: Der erste Eindruck entsteht oft online. Webseite, soziale Medien, E-Mails oder Buchungsplattformen sind meist die ersten Kontaktstellen, an denen ein potenzieller Gast sich ein Bild macht. Werden diese vernachlässigt, gehen Besucher verloren, ohne dass der Club überhaupt davon weiß. Daher ist es entscheidend, eine attraktive und aktuelle Online-Präsenz zu pflegen. Insbesondere die Club-Website sollte ansprechend gestaltet, informativ und tagesaktuell sein – jemand im Team muss sich jeden Tag darum kümmern. Leider lassen viele Clubs ihre Website “verstauben”, mit veralteten Infos oder liebloser Optik. Das verbessert sich zwar langsam, ist aber noch oft ein Schwachpunkt. Zudem gilt es, soziale Medien aktiv zu nutzen: z.B. regelmäßige Updates posten, auf Bewertungen reagieren und vielleicht schon vorab die Besonderheiten des Platzes präsentieren. Je früher ein Golfer positiv abgeholt wird, desto größer die Vorfreude und Bindung. Ein stimmiger digitaler Auftritt vermittelt Professionalität und Gastfreundschaft – und sorgt dafür, dass der Spieler mit positiver Erwartungshaltung anreist. Das eigentliche Golferlebnis beginnt somit bereits beim Scrollen und Klicken, lange bevor der erste Abschlag erfolgt.
Prinzip 14.4: Der erste Eindruck zählt
Menschen sind evolutionsbedingt darauf gepolt, Umgebungen binnen Sekunden einzuschätzen. Prinzip 14.4 behandelt die enorme Bedeutung des allerersten Eindrucks, wenn ein Gast auf die Anlage kommt. Nobelpreisträger Daniel Kahneman zeigte, dass vieles unseres Verhaltens von uralten Instinkten gesteuert wird. Der Mensch ist letztlich ein fortgeschrittener Primat, dessen Gehirn seit der Zeit auf den Savannen Afrikas geprägt ist. Tief in uns unterscheiden wir Situationen nach “sicher” oder “gefährlich”, ähnlich wie Tiere, die entweder Räuber oder Beute sind. Ein Beispiel: Auf der Savanne bewegt sich ein Löwe stets im selbstsicheren “Raubtier-Modus” – entspannt, weil er an der Spitze der Nahrungskette steht und kaum etwas zu fürchten hat. Eine Gazelle hingegen ist permanent im alarmierten “Flucht-Modus”, da überall Gefahr lauern könnte. Wir Menschen tragen beide Modi in uns: Wir können selbstbewusst auftreten, aber in unbekannter Umgebung auch schlagartig in Vorsicht und Anspannung verfallen. Der allererste Eindruck beim Betreten eines Golfclubs entscheidet darüber, welcher Modus aktiviert wird. Die Umgebung sollte den Gast unterbewusst in einen Zustand von Sicherheit und Ruhe versetzen – also den “Löwen” in ihm wecken, nicht die “Gazelle”. Modernes Golfplatz-Design muss daher darauf achten, instinktive Positiv-Reize zu setzen: Ist die Einfahrt und der Eingangsbereich gepflegt und gut beschildert? Wirken Parkplatz und Wege sicher? Fühlt man sich willkommen? Diese scheinbar banalen Faktoren lösen im Gehirn starke Reaktionen aus. Ein Besucher, der sich vom ersten Moment an orientierungslos, unsicher oder gar unerwünscht fühlt, wechselt innerlich in den Verteidigungsmodus – und diese negative Grundspannung kann das restliche Erlebnis überschatten. Umgekehrt gilt: Wer gleich bei Ankunft freundlich empfangen wird, sich zurechtfindet und eine angenehme Atmosphäre spürt, entspannt sich und geht offen und positiv gestimmt an seine Golfrunde heran.
Prinzip 14.5: Die Platzierung der Kasse ist entscheidend
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum in Tankstellen der Kassentresen immer direkt vorne beim Eingang mit großer Glasfront platziert ist? Prinzip 14.5 überträgt diese Überlegung auf Golfanlagen: Die Position des Empfangs bzw. Pro-Shop-Tresens sollte so gewählt sein, dass ankommende Gäste ihn sofort sehen und wahrnehmen können. In der Tankstelle erlaubt der vorne gelegene, von außen einsehbare Kassenbereich dem Gehirn des Kunden unbewusst, die Umgebung auf Sicherheit zu prüfen. Man sieht durch die Scheibe andere Menschen (“Artgenossen”) entspannt Schlange stehen, und keine offensichtliche Bedrohung – das vermittelt dem Säugetiergehirn “Alles okay hier”. Diese Wahrnehmung schaltet instinktiv das Alarmsystem im “Echsenhirn” ab. Übertragen auf Golf heißt das: Wird der Besucher üblicherweise zuerst in den Pro-Shop geschickt, sollte der Kassen-/Check-In-Bereich in der Nähe eines Fensters oder im Eingangsbereich liegen, so dass Neuankömmlinge bereits von draußen Mitarbeiter und evtl. andere Gäste sehen können. Wie beim Tankstellen-Beispiel beruhigt der Anblick von Menschen, die offenbar sicher und unbehelligt ihrem Hobby nachgehen, das Unterbewusstsein enorm. Der Gast fühlt sich nicht mehr als Eindringling, sondern “gehört dazu” und betritt das Gebäude mit einem sicheren Gefühl. Viele Clubs machen hier Fehler: Ist der Empfang versteckt im Inneren, muss der ortsunkundige Besucher vielleicht allein durchs Clubhaus irren – ein ungutes Gefühl stellt sich ein. Prinzip 14.5 empfiehlt daher, den ersten Anlaufpunkt gut sichtbar und leicht zugänglich zu gestalten. Optimal ist z.B. ein Pro-Shop mit großer Glasfront zum Parkplatz oder Eingangsbereich. So wird schon vor der Begrüßung ein Signal der Sicherheit und Zugehörigkeit gesendet, das die Basis für positive Gefühle während des gesamten Aufenthalts legt.
Prinzip 14.6: Erhellt den Eingang
Dunkle Türen und Eingänge lösen in uns instinktiv Unbehagen aus. Prinzip 14.6 weist darauf hin, dass schlecht beleuchtete Clubhaus-Eingänge oder Zugänge zum Gelände ein echtes Hindernis für ein willkommenes Gefühl sind. Primaten – und damit wir – meiden von Natur aus dunkle Höhlen oder Löcher, weil sie ideale Verstecke für Raubtiere sind. Unsere Vorfahren wagten sich erst in Höhlen, nachdem sie das Feuer zähmen konnten, und diejenigen ohne gesunden Respekt vor finsteren Einstiegen überlebten oft nicht und gaben ihre Gene nicht weiter. Das Ergebnis: Heutige Menschen haben eine angeborene Aversion gegen dunkle Türöffnungen. Hollywood macht sich das in Horrorfilmen zunutze – jeder kennt das Gefühl, wenn der Protagonist auf eine schwarze Tür zugeht und man im Kino am liebsten rufen würde: “Geh da nicht rein!” Erstaunlicherweise finden sich aber in vielen Sport- und Golfanlagen genau solche düsteren Eingänge und Flure. Die Wirkung: Manche Gäste drehen sprichwörtlich auf dem Absatz um, weil sich “etwas nicht richtig anfühlt”. Prinzip 14.6 fordert deshalb: Schafft helle, einladende Eingangsbereiche! Ein sicher wirkender Eingang ist innen und außen gut beleuchtet. Helle, freundliche Beleuchtung nimmt die Angst vor dem Unbekannten und signalisiert Offenheit. Clubs sollten also darauf achten, dass z.B. der Weg vom Parkplatz zum Clubhaus abends ausreichend Licht hat, der Haupteingang nicht im Schatten liegt und keine finsteren Ecken durchquert werden müssen. Die einfache Maßnahme, eine Lampe mehr zu installieren oder Glastüren statt eines dunklen Portals zu nutzen, kann entscheidend dazu beitragen, dass Besucher ohne mulmiges Gefühl eintreten – ein essenzieller Schritt, um gleich zu Beginn Vertrauen aufzubauen.
Prinzip 14.7: Betreten unbekannten Terrains
Unser innerer “Kompass” für Territorien warnt uns, wenn wir fremdes Gebiet betreten. Prinzip 14.7 behandelt die Situation eines Erstbesuchers, der zum ersten Mal das Gelände eines Clubs betritt – für ihn ist das sprichwörtlich “Neuland”. Wie die meisten Säugetiere sind auch Primaten stark territorial veranlagt: Wer unwissentlich in das Revier eines anderen eindringt, begibt sich potenziell in Gefahr. Dieses tiefe Gefühl aktiviert sofort das oben beschriebene “Beute-Schema” – Wachsamkeit, Nervosität und der Drang, bei Unsicherheit lieber zu fliehen. Viele Golfclubs tragen diesem Umstand kaum Rechnung: Ein Gast wird vom Parkplatz oft allein gelassen, ohne klare Hinweise, wo es zur Rezeption oder zum ersten Tee geh. Die Beschilderung ist unklar oder fehlt ganz, Gebäude-Eingänge sind nicht eindeutig – der Besucher irrt umher und fühlt sich mehr und mehr fehl am Platz. Ein beobachtetes Beispiel war ein renommierter Club, in dem Gäste sich im Pro-Shop eintragen sollten, der Weg dorthin aber von einem verdrehten Schild in die Irre geführt wurde. Die Ankommenden standen buchstäblich vor einer überwucherten Mauer, verwirrt und ausgestellt, bis sie merkten, dass sie falsch waren. Solche Erfahrungen lösen akutes Unbehagen aus: Man fühlt sich exponiert und “ertappt”, was sofort den Fluchtinstinkt weckt. Prinzip 14.7 empfiehlt daher nachdrücklich: Führt einen neuen Gast wie an der Hand durch unbekanntes Terrain. Vom Parkplatz bis zum Check-in-Punkt sollte der Weg intuitiv und deutlich markiert sein. Idealerweise holt vielleicht sogar ein Mitarbeiter sichtbar die Neuankömmlinge ab oder es gibt gut platzierte Willkommensschilder und Bodenmarkierungen. Niemals sollte ein Erstbesucher orientierungslos im Freien stehen müssen und überlegen, wohin er gehen soll – in solchen Momenten fühlt man sich äußerst verletzlich und unwillkommen. Im schlimmsten Fall, so berichten Anekdoten, drehen Betroffene um und verlassen den Club, bevor sie überhaupt richtig angekommen sind. Daher: Den “unsichtbaren Gastgeber” spielen und jeden Schritt vorab mitdenken. Ein reibungsloser, klar geführter Weg vom Auto bis zum Start macht den Unterschied zwischen angespanntem Fremdheitsgefühl und der entspannten Stimmung eines Gastes, der sich sofort gut aufgehoben weiß.
Prinzip 14.8: Sind meine Wertsachen sicher?
Neben dem eigenen Wohlbefinden möchte der Mensch auch seine Besitztümer in Sicherheit wissen. Prinzip 14.8 beschäftigt sich mit dem Thema persönliche Gegenstände und deren Verwahrung – etwa im Umkleideschrank während der Runde. Unser “Säugetiergehirn” hat über Jahrtausende gelernt, wie wertvoll mühsam beschaffte Ressourcen sind und reagiert äußerst gestresst, wenn der Verlust dieser droht. Golfanlagen übersehen oft, wie sehr Kleinigkeiten hier große Emotionen auslösen können. Ein klassisches Negativbeispiel sind Schilder im Umkleideraum nach dem Motto: “Der Club übernimmt keine Haftung für verlorene Gegenstände.” Was gut gemeint als rechtlicher Hinweis gedacht ist, löst unterbewusst Alarm aus. Im Kopf des Gastes kommt an: “Achtung, hier könnte Dir etwas gestohlen werden!” – mit anderen Worten, “du bist von potenziellen Dieben umgeben”. Eine solche Botschaft versetzt den Besucher sofort in Verteidigungsstellung. Statt sich unbeschwert aufs Golfspiel zu freuen, macht er sich latent Sorgen um seine Tasche im Spind. Entspannung und Genuss der Landschaft? Fehlanzeige – die Gedanken kreisen um das Schloss am Schrank. Entsprechend negativ fällt am Ende das Fazit aus und die Wahrscheinlichkeit einer Wiederkehr sinkt. Prinzip 14.8 fordert daher: Vermittelt Sicherheit für Hab und Gut! Bietet abschließbare, robuste Schränke oder Aufbewahrung an und vor allem – kommuniziert positiv. Etwa ein Hinweis: “Für Ihre persönliche Ausrüstung stehen sichere Schließfächer bereit – sprechen Sie uns gerne an.” klingt ganz anders als obiges Abschreck-Schild. Ziel muss sein, dass der Spieler ohne jeden Zweifel darauf vertraut, dass seine Sachen während seines Aufenthalts sicher sind. Dann kann er frei von Ablenkung in das Golferlebnis eintauchen. Jeder latente Stressor – so klein er scheinen mag – der dem Gehirn das Gefühl gibt “hier stimmt etwas nicht”, wirkt sich negativ aus. Daher sollten Clubs die Umgebung so gestalten, dass Überfluss an Sicherheit vermittelt wird: klare Verantwortlichkeiten, ggf. Personal in der Nähe, keine aggressiven Warnhinweise. Ein entspanntes “Mein Eigentum ist hier sicher aufgehoben”-Gefühl beim Gast trägt wesentlich dazu bei, dass er sich voll und ganz auf Spiel und Genuss konzentrieren kann – und gerne wiederkommt.
(Übergang – Auf dem Platz: MacKenzies Originalprinzipien & neue Aspekte)
Nach den Punkten 14.1 bis 14.8, die vor allem das Umfeld rund um die Ankunft und das Clubhaus betreffen, wendet sich die Studie dem Geschehen auf dem Platz selbst zu. Hier zeigt die Umfrage, dass MacKenzies ursprüngliche 13 Design-Prinzipien nach wie vor hoch relevant sind und von den Teilnehmern entsprechend priorisiert wurden. Als wichtigste klassische Prinzipien wurden z.B. genannt: “Für Spieler aller Spielstärken attraktiv”, “große Abwechslungsvielfalt der Schläge” und “Minimierung frustrierender Ballverluste”. Weniger entscheidend aus heutiger Sicht waren etwa “18 Löcher in zwei 9-Loch-Schleifen anordnen”. Insgesamt hat sich über 15 Jahre Forschung ein Trend gezeigt: Die Betonung liegt stärker auf Spielfreude und Inklusivität statt auf maximaler Schwierigkeit. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen formuliert das Prinzip 14 weitere Aspekte, die über das reine Platz-Design hinausgehen und das Erlebnis während der Runde und danach prägen.
Prinzip 14.9: Plane für die nächste Generation
Die Bedürfnisse der kommenden Spielergeneration sollten aktiv in Planung und Angebot eines Golfclubs einfließen. Prinzip 14.9 basiert auf speziellen Auswertungen und Workshops mit Generation Z (ca. 12–27 Jahre alt) – darunter sowohl Golfer als auch (noch) Nicht-. Eine zentrale Erkenntnis: Diese junge Generation legt enormen Wert auf “Perceived Fairness” – wahrgenommene Fairness. Regeln oder Umstände, die als ungerecht empfunden werden, stoßen auf starke Ablehnung. Beispiel: Divots auf dem Fairway. In Fokusgruppen empfanden ausnahmslos alle Gen-Z-Teilnehmer es als unfair, wenn ein sauber getroffener Ball in einem nicht ausgebesserten Divotloch landet und der Spieler dadurch bestraft wird – vor allem wenn ein Mitbewerber, der vielleicht den Divot verursacht hat, zufällig einen perfekten Ball liegen hat. Frühere Generationen haben solche “Das Leben ist halt nicht fair”-Situationen oft zähneknirschend akzeptiert, aber die Jugend von heute ist nicht bereit, eine Kultur des “Augen zu und durch” hinzunehmen. Für Golf bedeutet das: Will man junge Menschen begeistern, muss man tradierte Unfairness ausmerzen – sei es durch Regelanpassungen (z.B. ganzjähriges “Besserlegen” auf kurz gemähten Flächen) oder durch Etiquette-Schulungen, damit solche Situationen gar nicht entstehen.
Neben Fairness traten in der Studie zwei weitere Kernthemen für Gen Z hervor: Soziale Medien und ästhetische Attraktivität. Diese “Zoomer”-Generation ist sprichwörtlich mit dem Smartphone verwachsen. Schon in Prinzip 14.3 wurde betont, dass das Erlebnis lange vor der Ankunft beginnt – für Gen Z gilt das umso mehr. Ein Golfclub sollte daher online und in sozialen Netzwerken präsent sein, mit jugendgerechtem Content auf Instagram, TikTok & Co., um überhaupt wahrgenommen zu werden. Vor Ort ist ein starkes Mobilfunk- und WLAN-Netz heute fast Pflicht, damit junge Gäste ihre Erlebnisse sofort teilen können. Zweitens bewerteten Gen-Z-Golfer in der Umfrage das MacKenzie-Prinzip “schöne landschaftliche Umgebung” wesentlich höher als andere Altersgruppen. In Diskussionen zeigte sich: Der Wunsch, beeindruckende Fotos vom Platz posten zu können, ist ein wichtiger Anreiz. Die Umgebung einer Anlage sollte also “instagrammable” sein – sei es durch gepflegte Natur, Signature Holes oder Aussichtspunkte. Kurzum: Prinzip 14.9 ruft Clubs dazu auf, vorausschauend für die nächste Generation zu planen. Das bedeutet konkret: Angebote und Regeln auf Gerechtigkeit und Transparenz prüfen, digitale und soziale Medien strategisch einbinden und die ästhetische Inszenierung des Golfplatzes nicht vernachlässigen. Wer diese Punkte berücksichtigt, spricht junge Menschen an und sorgt dafür, dass der Golfsport für sie attraktiv und zeitgemäß bleibt.
Prinzip 14.10: Der Selfie-Spot
Eng verbunden mit den Vorlieben der jungen Generation ist Prinzip 14.10, das die Einrichtung von fotogenen “Selfie-Spots” empfiehlt. Wenn schöne Umgebung ein großer Pluspunkt ist – warum nicht gezielt Orte schaffen, an denen sich Golfer gerne fotografieren? Die Idee: Auf dem Platz werden ein oder zwei markante Punkte gestaltet, die sich ideal für Erinnerungsfotos eignen. Das kann z.B. ein besonders malerischer Blick auf ein Grün mit Wasserhindernis und Brücke sein oder ein Schild/Logo in attraktiver Umgebung, bei dem sich Flight-Gruppen ablichten können. Generation Z will Erlebnisse teilen, und zwar sofort online. Ein Golfclub kann dieses Verhalten fördern und davon profitieren: Jeder geteilte Schnappschuss vom Platz ist kostenlose Werbung und trägt zur emotionalen Bindung bei. Die Studie zeigte, dass jungen Spielern die Möglichkeit, schöne Bilder zu posten, wichtig ist – entsprechend hoch rankten sie die landschaftliche Schönheit. Prinzip 14.10 institutionalisiert diesen Trend. Einige berühmte Golfplätze haben bereits inoffizielle Selfie-Hotspots – man denke an die Swilcan Bridge in St Andrews, wo nahezu jeder ein Foto macht. Moderne Anlagen können so etwas bewusst einplanen, z.B. eine attraktiv gestaltete Bank am höchsten Punkt des Platzes mit weitem Panorama und Club-Logo. Wichtig ist, dass diese Spots leicht zugänglich und sicher sind, damit Spieler nicht das Spiel aufhalten oder sich in Gefahr bringen für ein Foto. Idealerweise informiert der Club sogar darüber (etwa im Guide oder durch kleine Hinweisschilder: “Photo Point”). Das Ergebnis: Glückliche Golfer knipsen stolz ihr Selfie mit grandioser Kulisse, teilen es auf Social Media – und fühlen sich als Teil der Geschichte des Clubs. Der Club wiederum gewinnt an Reichweite. Ein durchdachter Selfie-Spot bereichert die Spielerfahrung um eine bleibende Erinnerung und spricht insbesondere die digitalaffine Klientel an.
Prinzip 14.11: Erzähle eine Tee-Time-Geschichte
Während viele der neuen Prinzipien unbewusste, instinktive Ebenen ansprechen, richtet sich Prinzip 14.11 an den denkenden, “menschlichen” Teil des Gehirns. Menschen sind Geschichtenerzähler – lange bevor wir schreiben konnten, haben wir Wissen und Werte über mündliche Überlieferungen am Lagerfeuer weitergegeben. Eine gute Story fesselt die Aufmerksamkeit, gibt Sinn und bleibt im Gedächtnis. Golfanlagen sollten dieses uralte Prinzip nutzen, um das Erlebnis ihrer Gäste reicher zu machen. “Tell a Tee Time Story” bedeutet: Gib der Runde eine erzählerische Komponente! Konkret könnte ein Club etwa jedem Flight vor dem Abschlag eine kurze Anekdote oder besondere Info mit auf den Weg geben – sei es zur Geschichte des Platzes, einer legendären Runde, dem Ursprung eines Lochnamens oder einer lokalen Legende. Beispielsweise: “Wussten Sie, dass Hole 7 nach dem Fuchs benannt ist, der hier immer die Bälle klaute?” – eine humorvolle kleine Erzählung, die die Spieler schmunzeln lässt und Stoff für Gespräche im Flight bietet. Oder man integriert eine “Mission” in die Runde: “Heute spielen Sie die ‘Route der Champions’, genau wie beim Turnier 1985, mal sehen ob Sie den Score von damals schlagen!” Solche Elemente sprechen das Großhirn an – Neugier, Fantasie und intellektuelles Vergnügen. Laut Studie bleibt besonders die jüngere Generation gerne “im Bilde” und möchte Teil einer Geschichte sein statt nur stumm 18 Löcher abzuspulen. Ein weiterer Ansatz ist, Themenrunden oder Turniere mit erzählerischem Rahmen zu veranstalten – etwa eine historische Motto-Runde mit Hintergrundgeschichten zu jedem Loch. Prinzip 14.11 kann auch bedeuten, Wahrzeichen und Besonderheiten des Platzes zu inszenieren und deren Story aktiv zu kommunizieren (durch QR-Codes am Abschlag, Aushänge oder den Marshal). Wichtig ist, dass es authentisch und unterhaltsam bleibt – keine trockenen Vorträge, sondern kleine Anekdoten, die das Erlebnis bereichern. Der Effekt: Die Golfer nehmen nicht nur Ergebnisse mit nach Hause, sondern Erzählungen. Eine runde Geschichte bleibt oft länger in Erinnerung als der Score und macht den Tag einzigartig. So verbindet der Gast positive Emotionen und Wissen mit dem Club – und teilt diese Geschichten vielleicht mit anderen, was wiederum neue Besucher neugierig macht.
Prinzip 14.12: Psychologisches Eigentum schaffen
Menschen entwickeln eine viel stärkere Bindung, wenn sie das Gefühl haben, etwas “gehört ihnen” – zumindest im übertragenen Sinne. Prinzip 14.12 empfiehlt daher, psychologisches Eigentum am Platz zu fördern. Konkret heißt das: Lass die Nutzer den Golfkurs als “ihren” Kurs empfinden. Eine wirksame Methode ist das Benennen von Löchern und Bereichen mit Bedeutung. Traditionell haben viele altehrwürdige Clubs Namen für ihre Bahnen (z.B. “Azalea” in Augusta). Doch oft kennen nur Insider die Hintergründe, oder es fehlen Erläuterungen. Die Studie zeigt: Wenn Spieler die Geschichte oder den Grund für einen Namen kennen, identifizieren sie sich viel stärker mit dem Ort. Warum also nicht aktuelle Mitglieder oder Gäste einbeziehen, neue Namen zu vergeben oder Geschichten zu sammeln? Zum Beispiel könnte Loch 3 den Spitznamen “Fuchsbau” tragen, weil dort oft ein Fuchs gesichtet wurde – verbunden mit einer kleinen Story dazu. Dieses “zum Leben erwecken” der Löcher stiftet Identität und Stolz: Plötzlich spielt man nicht einfach Bahn 3, sondern “unseren Fuchsbau”. Spieler erzählen ihren Freunden eher davon und bauen eine emotionale Bindung auf. Das gilt nicht nur für einzelne Löcher, sondern auch für Teilstrecken: Berühmt ist etwa “Amen Corner” – jeder Golffan weiß, welche Anlage gemeint ist, und allein der Name weckt Gefühle. Warum also nicht eigene Abschnitte (z.B. Loop 1–4) mit einem klangvollen Namen versehen? Viele Regionen haben lokale Spitznamen für bestimmte Ecken – solche Folklore kann der Club aktiv aufgreifen. Zusätzlich zum Benennen kann Sprache insgesamt mächtig eingesetzt werden: Auf Willkommensschildern und im Dialog sollte bewusst von “Ihrer Runde” und “Ihrem Platz” gesprochen werden. Schon das Wort “Ihr” löst Besitzgefühle aus und gibt dem Gast das Gefühl, hier zu Hause zu sein. Psychologisches Eigentum lässt sich weiter verstärken, indem Mitarbeiter den Platz liebevoll personifizieren – statt “der Platz” vielleicht “unsere Lady” nennen. Genau wie Seefahrer ihr Schiff als “sie” betrachten, können Golfer ihren Kurs als Charakter begreifen. Das Ergebnis: Die Anlage wird in den Köpfen der Spieler zu etwas Persönlichem, Beseeltem. Identifikation und Loyalität steigen drastisch. Ein Club, der es schafft, dass die Spieler von “unserem Loch 7 – dem Monster” sprechen, hat Fans gewonnen, keine Kunden. Prinzip 14.12 fasst zusammen: Gib dem Platz Seele und lass die Spieler daran Anteil haben. Dann kommen sie immer wieder “nach Hause”, statt nur irgendeinen Kurs abzuhaken.
Prinzip 14.13: Nicht alle Löcher sind gleich geschaffen
Jede Golfrunde hinterlässt gewisse Highlights im Gedächtnis – und andere Bahnen verblassen. Prinzip 14.13 basiert auf dem psychologischen Primacy- und Recency-Effekt: Wir erinnern uns besonders an das Erste und das Letzte einer Reihe von Erlebnissen. Übertragen bedeutet das, dass die ersten und letzten Löcher einer Runde einen überproportionalen Einfluss auf den Gesamteindruck haben. Ähnliches nutzen Werbepausen im Fernsehen aus: Der erste und letzte Spot bleiben dem Zuschauer am ehesten hängen und werden deshalb von großen Marken teuer bezahlt. Für Golfplatz-Designer und Betreiber heißt das: Die “Schlüssel-Löcher” einer Runde verdienen besondere Aufmerksamkeit. Typischerweise sind das das 1. Abschlagloch, das 9. Loch (Ende der Front Nine bzw. Zwischenfazit), das 10. Loch (erster Eindruck der Back Nine) und das 18. Schlussloch. Diese vier bilden meist das Gerüst dessen, was ein Spieler am Ende erzählt – dazu kommen oft ein paar besonders markante Bahnen zwischendrin (z.B. Signature Holes). In der Studie spricht man von den “Magic 8” – den acht Löchern, die sich einprägen und den Kurs definieren. Prinzip 14.13 rät daher, diese Magic 8 gezielt herauszuarbeiten. Die ersten und letzten Eindrücke sollen optimal sein: Loch 1 etwa sollte optisch beeindrucken, fair eingestellt sein und Lust auf mehr machen – ein Par 5 mit weitem Blick vielleicht, statt eines frustrierenden engen Par 4. Ebenso sollte Loch 18 den Spieler mit einem befriedigenden Abschluss entlassen – gerne ein risk-reward-Hole, das Spannung bis zum Schluss bietet, oder ein schönes Panorama als Abschiedsbild. Darüber hinaus lohnt es sich, herauszufinden, welche weiteren Löcher die Gäste als besonders erinnerungswürdig empfinden (z.B. durch Feedback). Diese kann man dann ebenfalls etwas überdurchschnittlich pflegen oder inszenieren. Die Studie schlägt vor, die identifizierten Schlüsselbahnen – insgesamt vielleicht acht Stück – als “Magic 8” besonders zu hegen. Wenn diese exzellent aussehen und sich spielen, überstrahlt das kleinere Schwächen der restlichen Bahnen im Empfinden der Spieler. Natürlich sollen alle 18 Löcher gut gestaltet sein; aber Ressourcen (Pflegebudget, Gestaltungsaufwand) sind oft begrenzt, daher ist eine Fokussierung sinnvoll. Prinzip 14.13 heißt nicht, dass man andere Bahnen vernachlässigt – sondern Prioritäten setzt. Denn am Ende zählen die Erinnerungshöhepunkte. Spieler verzeihen eher ein unspektakuläres Mittel-Loch, wenn Anfang und Ende großartig waren und dazwischen ein paar “Wow-Effekte” lagen. Nicht alle Löcher sind gleich – also behandle die wichtigen mit höchster Priorität, um einen bleibenden positiven Gesamteindruck zu sichern.
Prinzip 14.14: Die Hoffnung stirbt zuletzt
Golf im Zählspiel-Format (Stroke Play) kann mental zermürbend sein – ein früher Fehlstart kann die Stimmung für den Rest der Runde ruinieren. Wer nach ein paar Löchern weit über Par liegt, wähnt die Runde “gelaufen” und quält sich nur noch ins Klubhaus. Prinzip 14.14 beschäftigt sich damit, Hoffnung und Motivation der Spieler bis zum Schluss aufrechtzuerhalten. Denn die emotionale Kurve eines Golfers sollte idealerweise mit einem Hoch enden – das lässt ihn beschwingt nach Hause gehen. “Hope Dies Last” empfiehlt Clubs, Spielmodi und Anreize zu bieten, die auch bei schlechtem Score noch kleine Erfolgserlebnisse ermöglichen. Zum Beispiel sind Stableford oder Matchplay für viele Freizeitgolfer befriedigender als klassisches Zählspiel, weil ein paar Ausrutscher nicht alles verderben. In einem Stableford-Turnier etwa kann man nach einem “Null-Punkte-Loch” an der nächsten Bahn wieder voll angreifen – die Hoffnung auf ein paar Pars oder Punkte bleibt intakt. Auch interne Wettbewerbe wie “Bestes Ergebnis auf den letzten 6 Löchern” oder Sonderwertungen (Longest Drive, Nearest to the Pin) halten die Motivation hoch. Ein Golfer, der vielleicht insgesamt nicht gut spielt, kann trotzdem am 18. Abschlag noch hoffen: “Vielleicht gewinne ich ja wenigstens den Longest Drive.” Solche kleinen Hoffnungen steigern den Spaß und lassen negative Gedanken in den Hintergrund treten. Aus Sicht des Platzes kann man auch architektonisch dafür sorgen, dass am Ende der Runde Chancen auf Erfolgserlebnisse bestehen: Beispielsweise ein relativ zugängliches Par 5 als 18. Loch, wo noch ein Birdie möglich ist, oder zumindest ein großzügiges Fairway, das nicht mit Frust endet. Nichts bleibt schöner im Gedächtnis als ein guter Abschluss – selbst nach mittelmäßiger Runde. Die Redensart “Hoffnung stirbt zuletzt” soll Realität werden: Prinzip 14.14 will, dass kein Spieler früh resigniert, sondern immer das Gefühl behält, “da geht noch was!”. Ein Club könnte etwa auch Zwischenpreise ausloben – z.B. eine kleine Ehrung für den besten Netto-Score der Back Nine unabhängig vom Gesamtergebnis. So keimen selbst bei jenen Hoffnungen, die vorne raus schlechte Löcher hatten. Die Psychologie dahinter: Solange ein Funken Hoffnung glimmt, bleibt der Golfer engagiert, frustriert nicht so schnell und behält am Ende eher positive Gefühle. Dieser Mechanismus sollte bewusst gefördert werden – durch formatliche Kreativität, Platzdesign und kleine Belohnungen, damit die Spieler bis zum letzten Putt mitfiebern können.
Prinzip 14.15: Après-Golf
Ähnlich wie beim Skifahren spielt sich auch beim Golf ein wesentlicher Teil des Vergnügens nach der eigentlichen Aktivität ab. Prinzip 14.15 betont die Bedeutung des “Après-Golf”, also der Zeit direkt nach der Runde. Dieser Moment ist eng mit den Erwartungen und dem Markenbild des Clubs verknüpft – all das, was vor der Runde versprochen wurde (siehe Prinzip 14.1), muss sich nun auch im Ausklang widerspiegeln. Ein ausgepowerter oder aufgekratzter Golfer tritt nach 18 Löchern ins Clubhaus – was erwartet ihn? Idealerweise ein Ambiente der Entspannung und Geselligkeit, das genau zu seinem vorher erzeugten Gefühl passt. Prinzip 14.15 fordert: Gestalte das Nach-Golf-Erlebnis mit genauso viel Sorgfalt wie den Rest. Ein Spieler, der z.B. einen hochwertigen, gepflegten Platz erlebt hat, erwartet konsistenten Qualitäts-Eindruck im Clubhaus (gepflegte Duschen, freundlicher Service, gutes Essen). Wer vielleicht wegen der lockeren Atmosphäre kam, freut sich jetzt über eine gemütliche Terrasse mit anderen fröhlichen Golfern. Wichtig ist, die “Story” stimmig zu Ende zu erzählen. Oft sind es Kleinigkeiten: ein personalisierter Scorekarte-Druck mit dem Tagesergebnis als Andenken, ein Handschlag des Marshals, der nach der Runde fragt “Na, wie lief’s?”, oder ein kostenloser Begrüßungsdrink an der Bar für Turnierteilnehmer. Solche Gesten bestätigen dem Spieler, dass er willkommen ist und man sich um ihn kümmert – ein befriedigendes Gefühl der Wertschätzung. Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf der Gastronomie: Nichts enttäuscht mehr, als nach einer tollen Runde ewig auf ein lauwarmes Bier zu warten oder eine ungemütliche Atmosphäre im Clubhaus vorzufinden. Das Après-Golf-Erlebnis sollte vielmehr ein Höhepunkt sein: gemütliches Zusammensitzen, Möglichkeit zum Geschichten-Austausch über die Runde (siehe Prinzip 14.11 – hier werden die Tee-Time-Stories dann geteilt), vielleicht eine Sicht auf den Platz, um mental noch dort zu verweilen. Diese letzten Eindrücke runden das Gesamtbild ab. Ein Club kann hier viel richtig machen: musikalische Untermalung passend zur Stimmung, eine Fotowand mit Bildern des Tages, blitzschneller Service – all das lässt den Gast den Tag mit einem Lächeln beenden. Prinzip 14.15 erinnert uns daran, dass das Erlebnis nicht am 18. Grün endet. Die Zeit nach dem Spiel entscheidet maßgeblich mit darüber, welches Gefühl der Golfer mit nach Hause nimmt. Ist das Après-Golf gelungen, fährt er zufrieden heim – die gelösten Endorphine im Kopf sorgen dafür, dass der Tag ihm in bester Erinnerung bleibt. Und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er bald zurückkehrt, um dieses rundum stimmige Erlebnis zu wiederholen.
Prinzip 14.16: Das kollektive Unbewusste
Jeder Golfclub hat seine eigene Kultur – ein gemeinsames Verständnis und Verhalten der Mitglieder, das neuen Gästen sofort auffällt. Prinzip 14.16 lenkt den Blick auf diese “weichen Faktoren” und deren enormen Einfluss. Es gibt ein bekanntes Zitat des Management-Vordenkers Peter Drucker: “Culture eats strategy for breakfast.” – Die Kultur schlägt die Strategie jedes Mal. Übertragen: Es nützt wenig, an Einzeldetails zu feilen, wenn die grundsätzliche Stimmung und Einstellung im Club nicht passen. Die kollektive Atmosphäre, quasi das gemeinsame Unbewusste aller Beteiligten, bestimmt das Erleben maßgeblich. Ein Besucher spürt sofort, ob ein Club z.B. elitär-distanziert, herzlich-familiär oder chaotisch-unorganisiert ist. Prinzip 14.16 rät Golfanlagen daher, bewusst an ihrer Clubkultur zu arbeiten. Werte wie Gastfreundschaft, Respekt, Inklusivität und Freude am Spiel sollten gelebt und von allen – Management, Mitarbeitern und Mitgliedern – mitgetragen werden. Schon kleine Maßnahmen können das “kollektive Unbewusste” positiv prägen: Etwa indem der Club Neumitglieder-Programme hat, um sie in die Gemeinschaft zu integrieren, oder Mitarbeiter schult, jeden Gast persönlich zu grüßen. Eine Kultur, in der z.B. Mitglieder neue Gesichter automatisch ansprechen und willkommen heißen, schafft für Außenstehende sofort ein warmes Gefühl. Umgekehrt kann eine Cliquen- oder “Old Boys”-Kultur, in der Fremde skeptisch beäugt werden, sämtliche Marketingbemühungen zunichtemachen – der Gast fühlt sich dann fehl am Platz, egal wie perfekt alles andere ist. Die Studie unterstreicht, dass besonders jüngere Generationen Wert auf Offenheit und authentische Werte legen. Ein hierarchisches, steifes Clubgefüge wirkt abschreckend. Stattdessen sollten Clubs eine moderne, inklusive Kultur fördern, in der Diversität geschätzt wird und man sich gegenseitig unterstützt. Das geht auch mit Ritualen: Gemeinsame Siegerehrungen, Feiern, Clubhymnen oder interne Insider-Witze – all das erzeugt ein Zugehörigkeitsgefühl. Wichtig ist aber, dass Neuankömmlinge und Gäste schnell andocken können und nicht ausgeschlossen werden. Letztlich bedeutet Prinzip 14.16, dass eine Golfanlage sich fragen muss: “Wofür stehen wir als Gemeinschaft, und wie vermitteln wir das jedem, der hierher kommt?” Wenn die Antwort positiv ausfällt – etwa “Für Fairness, Herzlichkeit und Sportgeist” – dann sollte dieses Leitbild überall spürbar sein. Eine starke, positive Clubkultur kann mehr begeistern als die schönste Driving Range. Sie wirkt unsichtbar im Hintergrund (im kollektiven Unbewussten aller Beteiligten), aber genau daraus schöpfen Gäste ihr Bauchgefühl, ob sie wiederkommen wollen. Kulturarbeit ist daher kein Luxus, sondern essentieller Bestandteil der Erlebnisgestaltung.
Prinzip 14.17: Nach der Runde ist vor der Erinnerung
Was passiert nachdem der letzte Putt gefallen ist? Prinzip 14.17 richtet den Fokus darauf, wie das Erlebnis über den Abschied hinaus verlängert und positiv verankert werden kann. Es ist eng mit den zuvor beschriebenen Punkten zur Markenbotschaft und Erwartungshaltung verknüpft – schließlich soll der Gast das erhalten, was man ihm versprochen hat, und idealerweise noch ein bisschen mehr. Ein kluger Golfclub hört deshalb nicht beim Verlassen des Grundstücks mit der Betreuung auf. Die Nachbereitung – “After the ball is over” – bietet Chancen, aus einem zufriedenen Kunden einen begeisterten Botschafter zu machen.
Ein Ansatz ist die digitale Nachkommunikation: Viele Clubs bedanken sich bereits per E-Mail für den Besuch. Das lässt sich ausbauen – etwa mit persönlichen Scorecard-Analysen oder Highlights des Tages. Denkbar wäre, jedem Gast Fotos von seinem Flight oder vom Selfie-Spot zuzuschicken. Moderne Technik macht es leicht: Hat der Flight am Selfie-Point ein Bild gemacht und den Club markiert, kann der Club das teilen oder kommentieren. Einige clevere Clubs bitten Besucher sogar, ihre schönsten Fotos einzusenden, um sie dann auf den offiziellen Kanälen zu posten. Für viele (gerade jüngere) Spieler ist es eine kleine Ehre, wenn ihr Foto auf der Club-Instagram-Seite erscheint – man fühlt sich gesehen und ein bisschen berühmt. Das resultierende Glücksgefühl verlängert die Freude über den Tag weit über den Moment hinaus. Gleichzeitig erzielt der Club positive Resonanz in sozialen Medien – eine Win-Win-Situation.
Ebenso wichtig: Feedback ernst nehmen. Nach der Runde ist der ideale Zeitpunkt, um nach Meinungen zu fragen – eventuell nicht durch einen trockenen Fragebogen, sondern kreativ: z.B. eine Tafel, an der Gäste mit Magneten ihr Highlight des Tages markieren, oder eine digitale Umfrage per App mit Gamification. Zeigt man dann in Newslettern oder Aushängen, dass aufgrund von Gästefeedback Verbesserungen umgesetzt wurden, fühlen sich Besucher wertgeschätzt und beteiligt.
Prinzip 14.17 beinhaltet auch, dem Spieler bewusst zu machen, welche schönen Emotionen er erlebt hat, damit diese im Gedächtnis bleiben. Ein populäres Zitat lautet: “Menschen erinnern sich weniger an das, was du gesagt oder getan hast, aber sie erinnern sich daran, wie sie sich bei dir gefühlt haben.” Golfclubs sollten dafür sorgen, dass sich Spieler großartig fühlen, wenn sie an den Tag zurückdenken. Das kann durch Kleinigkeiten passieren: Ein handgeschriebener “Danke, komm bald wieder!”-Gruß im Abschiedspaket, ein Abschlussbild der Flight-Gruppe vor dem Clubhaus oder sogar ein kleines Giveaway (z.B. ein Ball mit Club-Logo und Aufschrift “Hole 18 – geschafft!”). Solche Maßnahmen verankern das positive Gefühl.
Zudem rät Prinzip 14.17 den Clubs, eine dauerhafte Verbindung zu ihren Gästen aufzubauen. Dank Internet kann man heute mit Besuchern in Kontakt bleiben, die nur einmal im Jahr kommen. Ein Club kann z.B. eine Community-Gruppe für Gastspieler anbieten oder sie zu speziellen Gästeturnieren einladen. So entsteht ein Netzwerk um den Club herum, das weit über die Mitglieder hinausgeht. Die Studie betont, dass eine elektronische Bindung (etwa via Social Media Gruppen) ein Gefühl der Zugehörigkeit vermittelt. Wenn ein Besucher merkt, der Club interessiert sich auch nachträglich für ihn (durch Posts, Einladungen, Glückwünsche zum Geburtstag etc.), fühlt er sich quasi wie ein “virtuelles Mitglied”.
Kurz gesagt: Prinzip 14.17 sorgt dafür, dass die Erlebniskette nicht abrupt abreißt, sondern sanft ausklingt und nachhallt. Ein zufriedener Spieler geht heim – doch der Club “geht mit”, sei es durch digitale Präsenz auf seinem Handy oder durch bleibende Erinnerungsstücke. So bleibt die Emotion lebendig, und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der Spieler bald wiederkommt und Freunde mitbringt, um “sein tolles Erlebnis” zu teilen.
Prinzip 14.18: Schluss mit Amateurstunden
Zum Abschluss richtet Prinzip 14.18 einen Appell an die Betreiber selbst: Professionalisierung in der Gestaltung und Bewertung des Golferlebnisses. In vielen Clubs ist es üblich, bei der Verbesserung der Anlage auf subjektive Eindrücke einiger Weniger zu hören – sei es das laute Mitglied im Vorstand oder ein Hobby-“Mystery Shopper”. “No More Amateur Hours” kritisiert dieses Vorgehen. Wenn es um die Zukunft des Clubs geht, sollte man nicht auf Laienmeinung vertrauen, sondern auf fundiertes Expertenwissen. Schließlich würde man ja auch bei Krankheit einen Arzt konsultieren und bei finanziellen Fragen einen geprüften Buchhalter – warum also das komplexe Feld der Kundenpsychologie dem Zufall überlassen?
Viele Clubs lassen etwa gelegentlich anonyme Tester eine Runde spielen. Diese füllen dann einen generischen Bewertungsbogen aus. Das Problem: Solche Mystery Shopper sind oft selbst nur routinierte Golfamateure mit minimaler Schulung. Ihr Feedback konzentriert sich auf messbare Oberflächen (z.B. Zustand der Grüns, Servicezeiten) und übersieht oft die tieferen emotionalen Faktoren, die ein Erlebnis ausmachen. Zudem haben diese Tester meist ihre eigene Voreingenommenheit – oft sind es passionierte Golfer, die das Spiel lieben. Doch was ist mit den potenziellen neuen Spielern, die man gewinnen will? Hardcore-Golfer achten auf andere Dinge als Anfänger oder Außenstehende. Wenn ein Mystery Shopper mitteilt “alles super, nur der Bunker an 8 war nicht gut geharkt”, hilft das wenig, um herauszufinden, warum z.B. Jugendliche den Platz langweilig finden könnten.
Damit soll nicht gesagt sein, dass solche traditionellen Bewertungen nutzlos sind. Im Gegenteil: Für Rankings (Top 100 Kurse usw.) sind sie relevant, und Clubs sollten natürlich auch darauf achten, dort zu glänzen. Doch Prinzip 14.18 empfiehlt, echte Experten für das Kernthema “menschliche Erfahrung” hinzuzuziehen – etwa Psychologen wie das PSYenz-Team. Diese können mit wissenschaftlichen Methoden ermitteln, welche Elemente des Erlebnisses wirklich die Emotionen der Gäste beeinflussen, und passgenaue Verbesserungen vorschlagen. Beispielsweise könnte eine professionelle Analyse ergeben, dass die Beschilderung (Prinzip 14.7) bei Erstbesuchern Stress erzeugt – ein Aspekt, den Standard-Tester XY vielleicht gar nicht beachtet. Mit solchen Insights kann man zielgerichtet ändern, was wirklich zählt.
Der Clou: Wenn man die eigenen Maßnahmen auf valide psychologische Erkenntnisse stützt, profitieren am Ende auch die klassischen Bewertungen. Denn die offiziellen Rater – selbst wenn sie behaupten, nur den Platzlayout an sich zu bewerten – werden unbewusst ebenfalls von all den weichen Faktoren beeinflusst, die das Erlebnis angenehm machen. Ein Tester mag sagen “das Design ist 8/10”, aber vielleicht fühlt er so, weil er zuvor stressfrei über die Anlage geführt wurde und einen tollen Ausklang hatte – Dinge also, die mit in die Bewertung einfließen, ob er will oder nicht. Somit zahlen sich professionelle Verbesserungen doppelt aus: Die Gäste sind glücklicher und die Clubs steigen in Rankings und Auszeichnungen.
Prinzip 14.18 ermutigt Clubs also, in Expertise zu investieren: Sei es durch Beauftragen spezialisierter Berater, durch Schulung des Personals in Psychologie oder durch eigene Datenauswertung mit wissenschaftlichem Anspruch. “Billiglösungen” – z.B. nur auf ein paar laute Stimmen hören oder minimalistisch irgendein Fragebogen – führen oft in die Irre, kosten aber Zeit und Geld. Dann muss man am Ende doch teurer nachbessern. Lieber gleich richtig machen: Das Golferlebnis ist komplex und entscheidend für langfristigen Erfolg, also sollte man es auch wie ein Profi-Projekt behandeln. Weg mit den Amateurstunden bedeutet: Holt euch den 1% Vorteil durch Expertenmeinung, wie man ihn im Spitzensport kennt. Clubs, die nur den lautesten Mitgliedern lauschen und nie eine Außenperspektive einholen, laufen Gefahr, betriebsblind an den Bedürfnissen vorbeizugehen.
Zusammengefasst ruft Prinzip 14.18 dazu auf, das Erlebnis-Design im Golf genauso ernst zu nehmen wie Greenskeeping oder Finanzen – mit Kompetenz, Daten und einem professionellen Plan. Denn am Ende entscheidet es über Gedeih oder Verderb des Clubs, “wie die Menschen sich bei Dir gefühlt haben”. Und das will man nicht Amateur-Zufällen überlassen.
Lehren für die Golfclubs und Golf-Verbänden
Obwohl die MacKenzie-Studie 2024 in erster Linie Golfclubs und -plätze dabei helfen soll, bessere Erlebnisse zu schaffen, ergeben sich daraus auch wichtige Empfehlungen für die großen Golfverbände (R&A, USGA und andere Regelhüter). Vor allem das Thema Generationen-Unterschiede kristallisierte sich als Schlüssel für die langfristige Zukunftssicherung des Sports heraus.
Ein konkretes Beispiel lieferte die Untersuchung der wahrgenommenen Fairness: Generation Z zeigte sich – wie bei Prinzip 14.9 beschrieben – besonders sensibel gegenüber bestimmten als unfair empfundenen Golfregeln, etwa dem Spielen aus Divotlöchern im Fairway. Alle jungen Golfer in den Fokusgruppen lehnten die Vorstellung ab, dass ein perfekter Schlag durch einen liegengebliebenen Divot bestraft wird, während der Verursacher vielleicht Glück hat. Bisher war die Philosophie im Golf oft, dass man solche Launen des Spiels akzeptiert (das berühmte “Rub of the green”-Prinzip). Doch die neue Spielergeneration ist nicht mehr gewillt, Ungerechtigkeiten einfach hinzunehmen – weder im Sport noch im Leben. Evolutionspsychologisch gesehen sind Menschen hart verdrahtet, Ungleichbehandlung zu erkennen und abzulehnen – bei Gen Z tritt das deutlich zutage, da sie in einer Zeit aufwachsen, in der Fairness, Transparenz und Mitbestimmung zentrale Werte sind. Die Lektion für Golfbehörden lautet daher: Überprüft die Golfregeln und -traditionen darauf, ob sie unnötige Frustration bei (jungen) Spielern erzeugen.
Im konkreten Fall empfehlen die Studienautoren dem R&A und der USGA zu erwägen, die Winterregel (Besserlegen im eigenen Fairway) ganzjährig zuzulassen, um das Divot-Dilemma zu lösen. Das würde ein starkes Signal an die Jugend senden, dass man ihre Anliegen ernst nimmt, und zugleich ein uraltes Ärgernis ausräumen. Darüber hinaus regen sie an, generell alle Golfregeln dahingehend zu prüfen, ob sie Einsteiger und neue Spieler eher abschrecken. Komplizierte, streng wirkende oder als unfair empfundene Regeln könnten ein Hemmschuh für Wachstum sein. Hier sollten Verbände nicht zögern, auch mal mutige Reformen anzugehen, um den Sport einladender zu machen.
Die Forschung legt nahe, dass Generationenmerkmale künftig wichtiger für die Golfentwicklung sind als z.B. Geschlechtsunterschiede. Anders gesagt: Ein 20-jähriger Mann und eine 20-jährige Frau haben in ihrer Erwartung an Sport und Freizeit mehr gemeinsam (Stichworte: digital vernetzt, fairness-orientiert, erlebnisorientiert) als ein 20-jähriger und ein 60-jähriger Golfer desselben Geschlechts. Daher sollten Initiativen zur Golf-Förderung ihren Schwerpunkt darauf legen, die Werte und Kommunikationsgewohnheiten der jungen Generationen (Gen Z und bald Gen Alpha) zu verstehen und zu bedienen, statt ausschließlich traditionelle Zielgruppenansätze zu verfolgen. Das umfasst neben Regeländerungen auch Imagearbeit: Golf muss sich als zugänglicher, gerechter und moderner Sport präsentieren, der mit gesellschaftlichen Veränderungen Schritt hält.
Schließlich bestätigt die Studie einen altbekannten, aber zentralen Punkt, den gerade Verbände immer im Auge behalten sollten: Am Ende erinnert sich ein Mensch vor allem daran, wie ihn etwas hat fühlen lassen. Alle Anstrengungen – ob von Clubs oder Offiziellen – sollten darauf ausgerichtet sein, dass Golfspieler positive Emotionen mit dem Sport verbinden. Jeder Beschluss, jede Regel, jedes Entwicklungsprogramm sollte den “Fühl-Test” bestehen: Trägt es dazu bei, dass mehr Menschen mehr Freude am Golf haben? Die Zukunft des Golfsports hängt davon ab, neue Generationen für sich zu gewinnen, und das gelingt nur, wenn diese sich fair behandelt, willkommen und gut aufgehoben fühlen. Traditionen haben ihren Wert, doch die Überlebensfähigkeit des Spiels wird davon bestimmt, inwieweit es gelingt, junge Menschen mit zeitgemäßen Ansätzen abzuholen. Die Verbände sollten daher proaktiv Anpassungen vornehmen, anstatt zu warten, bis der Unmut wächst.
Zusammengefasst geben die Lehren aus der MacKenzie-Studie den Golfbehörden mit: Stellt Euch auf die Mentalität der kommenden Golfer ein! Nehmt ihre Anliegen ernst (z.B. Fairness), modernisiert Regeln wo sinnvoll, kommuniziert auf Augenhöhe der neuen Generationen und verliert nie den emotionalen Kern aus dem Blick. Der Golfsport kann in einer sich wandelnden Freizeitlandschaft nur bestehen, wenn er die Gefühle und Werte seiner zukünftigen Spieler versteht und erfüllt. Generationsübergreifende Fairness, Inklusivität und Begeisterung sollten deshalb Leitmotive jeder strategischen Entscheidung der Golfverbände sein – um das Spiel für kommende Jahrzehnte attraktiv und lebendig zu halten.