Happy Gilmore 2: Ein Slice ins Rough der Nostalgie

Happy Gilmore 2: Ein Slice ins Rough der Nostalgie

Wer als Golf‑Nerd das Original von 1996 bis heute mit demselben ironischen Augen­zwinkern zitiert wie den legendären “Happy‑Swing”, dürfte sich beim Start der Netflix‑Fortsetzung zunächst die Hände gerieben haben: Endlich knallt Adam Sandler noch einmal mit vollaufgedrehtem Drive den Ball – und gleich unsere Erinnerung – in Richtung Fahne. Doch nach 114 Minuten landet der schwungvolle Nostalgie‑Chip eher in der Pitch‑Marke als im Cup.

Schon die ersten fünf Filmminuten machen klar, dass Regisseur Kyle Newacheck diesmal auf die Kombination „Pathos + Cameos = Lacher“ setzt: Happy ist Witwer, trinkt Dosenbier im Discounter‑Shirt und muss für Tochter Vienna erneut die PGA‑Tour unsicher machen. Das klingt auf dem Papier nach klassischer Underdog‑Formel, verpufft aber, weil sentimentale Einschübe und Gag‑Salven im Sekundentakt kollidieren. Der New York Post fällt dazu nur ein lapidares „nostalgic sequel, but it falls short of the original’s charm“ ein – ein Fazit, das sich wie der Caddie‑Schirm über fast alle US‑Reviews spannt. (New York Post)

Happy Gilmore 2 | Offizieller Trailer | Netflix

Klamauk mit Ketchupeffekt

Wo einst bissiger Trash‑Witz regierte, klatscht nun ein Saucenspender im Dauer­betrieb. Forbes attestiert der Netflix‑Produktion zwar solide 65 Prozent auf Rotten Tomatoes, zählt aber ebenso brav auf, dass Spritzigkeit nicht mit Slapstick‑Dauerfeuer zu verwechseln sei. (Forbes) Tatsächlich wirken Witz‑Set‑ups wie ein zu schnell herunter­gespielter Driving‑Range‑Timer: ein Wurstwagen‑Explosionsgag hier, ein Golfball‑in‑die‑Leisten‑Gimmick dort, zum Verschnaufen bleibt wenig Raum.

Besonders auffällig ist die Cameo‑Flut. Bad Bunny serviert Travis Kelce vor laufender Kamera einer CGI‑Grizzly­maulerei, während der 85‑jährige Kommentator‑Veteran Verne Lundquist ein Deadpan‑One‑Liner‑Holz auspackt, der lauter ist als mancher 300‑Yard‑Drive. RogerEbert.com nennt das “sheer stupid energy” – entweder man liebe es oder man packe gedanklich den Putter ein. (Roger Ebert)

John Daly rettet das Grün

Und dann marschiert John Daly aufs Fairway. Der zweifache Major‑Champion trägt natürlich hemden­knopfend das wildeste Leopard‑Print‑Polo seit Maui Jim, verpasst Happy einen Quick‑Fix‑Griff­tipp und spielt sich dabei selbst – samt selbst­ironischer Sprüche über zwölf Diet Cokes zum Frühstück. Sogar das Economic Times bemerkt, Daly sei der “mentor and sounding board” in einem Streifen, der ansonsten mit Cameo‑Überdruck pumpt. (The Economic Times) Seine Szenen erinnern daran, dass Golfhumor auch ohne Toiletten­witz funktioniert. Für uns Golfer ist es das Highlight – du hast es schon gesagt, und ich unterschreibe: Daly ist das Fun‑Green, auf dem der Film kurz wirklich puttbar wird.

Die Nostalgie‑Falle

Problem Nummer eins: Happy Gilmore 2 verlässt sich zu sehr darauf, dass wir 29 Jahre später immer noch die exakt gleichen Punchlines feiern. Shooter McGavin taucht auf, brüllt sein ikonisches “You eat pieces of… for breakfast?”, doch es zündet nicht mehr so spontan wie damals. Esquire lobt zwar “joyous escapist ride layered with emotional depth”, gibt aber ebenso zu, dass der Film „heavy reliance on nostalgia“ betreibt. (Esquire) Ein wenig ist das wie ein zu alter Golfball – er fliegt noch, aber ohne Spin.

Plot‑Rough und Vaterherz

Narrativ schlägt der Film zwei Haken: das melodramatische Trauer­thema (Happy ohne Virginia) und die bitter­nötige Qualifikation für Viennas Ballett­schule. Beides könnte emotional tragen, würde der Streifen nicht alle zehn Minuten den Klamauk‑Turbo zünden. Die Folge: Pathos wirkt aufgesetzt, Humor verpufft. Das Decider‑Portal nennt die Fortsetzung daher treffend eine „Cameo‑Pinata“, bei der man hofft, irgendwann doch noch etwas Überraschendes heraus­fällt. (Decider)

Happy Gilmore 2: Ein Slice ins Rough der Nostalgie
Happy Gilmore 2: Ein Slice ins Rough der Nostalgie

Zwischen Fazit und Fairway‑Weisheit

Bleibt am Ende also nur Frust? Nicht ganz. Sobald Sandler – inzwischen 58, aber immer noch im Rage‑Modus – den alten Hockey‑Schwung auspackt, blitzt kurz jene rohe Energie auf, die wir ’96 gefeiert haben. Und Dank John Daly gibt’s für Golfpuristen immerhin einen echten Tour‑Pro, der weit mehr liefert als ein schnelles Foto‑Bombing.

Doch für alle, die mehr als ein Wiedersehen mit alten Catchphrases erwarten, landet „Happy Gilmore 2“ eher im Semi‑Rough. Der Film ist wie ein Drive mit 130 % Körpereinsatz und Null‑Prozent Course‑Management: laut, überambitioniert und letztlich jenseits des Fairways. Hardcore‑Fans schwingen mit, alle anderen greifen lieber zum Original – oder schauen sich tatsächlich mal John Dalys jüngste Champions‑Tour‑Highlights an.

Eine nostalgische Bag‑Inspection, die viel buntes Zubehör ausbreitet, aber selten den richtigen Schläger für den Witz findet. Wer darauf steht, Adam Sandler repetieren zu hören, dass Golfbälle “son of a…” sind, holt die Popcorn‑Eimer raus. Wer frischen Wind sucht, merkt: Der zweite Schlag aus dem Bunker ist selten so knackig wie der erste vom Tee.

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1 Kommentare
  • Hab den Film gestern Abend direkt auf Netflix geschaut – und kann deiner Kritik nur beipflichten! Trotz einiger netter Nostalgie‑Momente wirkt der Humor diesmal so verkrampft wie ein 300‑Yard‑Drive mit gebrochener Krücke. Die Cameo‑Lawine hat mich eher aus dem Rhythmus gebracht, aber John Daly war ein echtes Birdie im Rough – seine selbstironische Art hat mich laut lachen lassen. Insgesamt bleibt der Streifen für mich ein solides „Okay, einmal gesehen reicht“, während das Original noch immer meinen Rewatch‑Staple anführt. Danke für die treffende Analyse – ich fühlte mich bestens verstanden!

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